Blum, Robert, deutscher Demokrat, ward Handwerkslehrling,
dann Kommis und kam 1830 mit dem Theaterdirektor Ringelhardt aus Köln
als Theatersekretär und Kassierer (1831) nach Leipzig. Hier fand er
Gelegenheit zu Fortbildung und literarischer Tätigkeit. Außer
vielen Beiträgen für Zeitschriften schrieb er das Schauspiel:
"Die Befreiung von Kandia" (Leipz.1836), redigierte mit Herleßsohn
und Marggraff das "Theaterlexikon" (Altenb.u.Leipz.1839-42, 7 Bde.), mit
Steger den "Verfassungsfreund" und das Taschenbuch "Vorwärts" und
war Hauptmitarbeiter an den "Sächsischen Vaterlandsblättern".
1847 begründete er eine Buchhandlung, in der seine Werke: "Ein Weihnachtsbaum",
Lebensbeschreibungen freisinniger Deutscher enthaltend, und ein "Staatslexikon
für das deutsche Volk" erschienen. In den Februar- und Märztagen
1848 wurde er Hauptführer der sächsischen Demokratieund gründete
den "deutschen Vereinen" der gemäßigten partei gegenüber
die "Vaterlandsvereine". Im Vorparlament einer der Vizepräsidenten,
gehörte er zum Fünfzigerausschuß und wurde im Frankfurter
Parlament Vertreter Leipzigs und Führer der Linken. Als Redner gewandt,
entbehrte er doch tieferer staatsmännischer Begabung, so daß
sein Einfluß schwand. Mit Julius Fröbel von der Linken des Parlaments
mit einer Adresse an das aufständische Wien entsandt, dort aufs ehrenvollste
am 17.Okt. empfangen, ließ sich B. am 26.Okt. zum Kampf auf der Barrikade
verleiten. Nach der Erstürmung Wiens ward er am 4.Nov. mit Fröbel
verhaftet und, obwohl er sich auf seine Unverletzlichkeit als Parlamentsmitglied
berief, am 8.Nov., weil er die Waffen gegen die kaiserlichen Truppen geführt,
vom Kriegsgericht zum Strang verurteilt. Das Urteil ward in Tod durch Pulver
und Blei verwandelt und den 9.Nov. morgens in der Brigittenau vollstreckt.
Dieser Ausgang Blums erregte in ganz Deutschland, namentlich aber in Leipzig,
die lebhafteste Teilnahme. In der Reichsversammlung erhob sich am 14.Nov.
ein großer Sturm. Die für Blums Hinterbliebene eröffnete
Nationalsubskription argab 120,000 Mk. Vgl. "Robert B.Ein Zeit- und Charakterbild
für das deutsche Volk", von (seinem Sohn) Hans B. (Leipz.1878); "Ausgewählte
Reden und Schriften" (hrsg. von Nebel, das.1880)
Der Neue Brockhaus 1958:
Blum, Robert, Politiker, wurde Theaterkassierer in Leipzig, trat
als volkstümlicher Redner und polit.Schriftsteller hervor und schloß
sich 1845 der deutschkathol. Bewegung an. 1848 war er der Führer der
demokrat. Linken in der Frankfurter nationalversammlung. Wegen seiner Teilnahme
am Wiener Oktoberaufstand wurde er standrechtlich erschossen. "Ausgewählte
Reden und Schriften", hg.v.Nebel (1879-81). - H.Blum (Sohn): Robert B.
(1878).
Das große Fischer Lexikon 1975:
Blum, Robert, Politiker, schloß sich 1845 in Leipzig der
deutschkath. Bewegung an, war 1848 in der Frankfurter NationalversammlungFührer
der demokrat. Linken, die ihn im Okt. in das aufständ. Wien sandte;
wegen Teilnahme an den Barrikadenkämpfen standrechtlich hingerichtet,
was in ganz Deutschland Empörung hervorrief.
QUELLEN
Siegfired Schmidt: Robert Blum, Weimar 1971
Siegfried Schmidt: Robert Blum, Briefe und Dokumente, Reclam Leipzig
1981
Helmut Hirsch: Robert Blum, Märtyrer der Freiheit, ca 1977
Hans Ulrich Becker: Bonner Ahnen Nr.101 in "Die Laterne" 1972 Nr.8
Bernhard Berzheim: Lengsdorfer Familienbuch 1993
Letzte Änderungen 10. September 2000